PISA 2022

Die OECD-Studie PISA (Programme for International Student Assessment) liefert seit dem Jahr 2000 regelmäßig international vergleichbare Daten zu den Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern im Alter von 15 bzw. 16 Jahren in den Bereichen Lesen, Mathematik sowie Naturwissenschaft. Bei PISA 2022, dem insgesamt achten Durchgang der Studie, lag der Schwerpunkt auf der Mathematikkompetenz. Österreich nahm außerdem erstmals am optionalen Testbereich "Financial Literacy" teil, die Ergebnisse dazu werden im Laufe des Jahres 2024 veröffentlicht.

Eine zentrale Fragestellung der PISA-Studie ist, wie gut es den unterschiedlichen Schulsystemen gelingt, Schüler/innen auf die Herausforderungen der Zukunft und das "lebenslange Lernen" vorzubereiten. Die Ergebnisse der alle drei Jahre durchgeführten Studie dienen den Teilnehmerländern als Grundlage für schulpolitische Entscheidungen sowie zur Beurteilung der Effektivität des jeweiligen Bildungssystems. Neben den kognitiven Leistungen wurden mithilfe von Fragebögen für Schüler/innen und Schulleiter/innen wichtige Kontextinformationen erhoben, die im Zusammenhang mit den Schülerleistungen stehen (z. B. Einstellung zu Mathematik, verfügbare Ressourcen an der Schule, demografische Daten etc.). Neu hinzu kamen Fragen zum Lehren und Lernen während der Phasen des Onlineunterrichts aufgrund der COVID-19-Pandemie. Österreich beteiligte sich erneut am Zusatzfragebogen zu "Informations- und Kommunikationstechnologien".

Das Bild zeigt die Titelseite des Ergebnisberichts zu PISA 2022.

Download-Hinweis

Berichte und Daten zur internationalen Studie PISA 2022 finden Sie im Materialienbereich der IQS-Website:

An der Erhebung PISA 2022, die aufgrund der weltweiten COVID-19-Pandemie um ein Jahr verschoben wurde und in einem mehrwöchigen Testfenster im Frühjahr 2022 stattfand, nahmen weltweit 81 Länder, darunter 37 der 38 OECD-Länder sowie 25 der 27 EU-Länder teil. International wurden über 690.000 Schüler/innen getestet, in Österreich per Zufallsstichprobe 6.151 an 302 Schulen.

In Österreich wurde die Studie vom Institut des Bundes für Qualitätssicherung im österreichischen Schulwesen (IQS) im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) durchgeführt. Die Resultate der Studie mit Fokus auf den Kompetenzen der Schüler/innen in Österreich sind im Ergebnisbericht zu PISA 2022 zusammengefasst.

Österreich im internationalen Vergleich

PISA erhebt die Kompetenzen in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaft. Da PISA regelmäßig stattfindet (zuletzt 2018), erlaubt PISA zusätzlich ein Beobachten von Entwicklungen der Schülerkompetenzen in diesen Domänen im längerfristigen Zeitverlauf.

Ergebnisse in Österreich

  • In der Schwerpunktkompetenz Mathematik erzielen die Schüler/innen 487 Punkte und liegen deutlich über dem OECD-Schnitt (472) und dem EU-Schnitt (474).
  • In Lesen liegen die Schüler/innen mit 480 Punkten im OECD-Schnitt (476) sowie leicht über dem EU-Schnitt (472).
  • In Naturwissenschaft erzielen die Schüler/innen 491 Punkte und liegen über dem OECD-Schnitt (485) und dem EU-Schnitt (483).
  • 10 % (Mathematik) bzw. 8 % (Lesen, Naturwissenschaft) der Schüler/innen gehören zur leistungsstarken Gruppe.
  • Jeweils rund ein Viertel der Schüler/innen zählt in den drei Kompetenzbereichen zur leistungsschwachen Gruppe.
  • Großer Geschlechterunterschied in Mathematik zugunsten der Burschen (+19 Punkte) sowie in Naturwissenschaft (+11 Punkte). In Lesen sind die Mädchen besser (+20 Punkte).

Kompetenzen und Kompetenzentwicklung

Mit einem Mittelwert von 487 Punkten liegt die Mathematikkompetenz österreichischer 15-/16-Jähriger signifikant über dem OECD-Schnitt (472 Punkte; +15 Punkte) und auch über dem EU-Schnitt (474 Punkte; +13 Punkte). In Lesen erreichen die österreichischen Schüler/innen 480 Punkte und liegen im OECD-Schnitt (476 Punkte; +5 Punkte) sowie leicht über dem EU-Schnitt (472 Punkte; +8 Punkte). Im Kompetenzbereich Naturwissenschaft liegen Österreichs Jugendliche mit 491 Punkten ebenfalls signifikant über dem OECD-Schnitt (485 Punkte; +7 Punkte) wie auch dem EU-Schnitt (483 Punkte; +8 Punkte). Insgesamt erweist sich damit Mathematik neuerlich als die eindeutig stärkste Domäne der österreichischen Schüler/innen.

Im Vergleich zur Erhebung 2018 ist in Österreich das Kompetenzniveau 15-/16-jähriger Schüler/innen in Mathematik signifikant zurückgegangen (-12 Punkte), in Lesen (-4 Punkte) sowie in Naturwissenschaft (+1 Punkt) allerdings relativ stabil geblieben. Im internationalen Vergleich ist der Rückgang in Österreich moderater ausgefallen (OECD-Schnitt: Mathematik: -15 Punkte; Lesen: -10 Punkte; Naturwissenschaft: -2 Punkte). Trotz eines Rückgangs in der Mathematikkompetenz von 12 Punkten liegen die Schüler/innen nach wie vor über dem OEDC-Schnitt, da über alle OECD-Länder im Mittel ein Leistungsrückgang von 2018 auf 2022 feststellbar ist. Im Siebenjahresvergleich (2015-2022) zeigt sich für Österreich ein ähnliches Bild: leichter Rückgang in Mathematik (-9 Punkte), jedoch annähernd gleiches Niveau in Lesen und Naturwissenschaft (jeweils -4 Punkte).

Jeweils rund ein Viertel der Schüler/innen in Österreich zählt in den drei Kompetenzbereichen zur leistungsschwachen Gruppe (25 % in Mathematik und Lesen, 23 % in Naturwissenschaft). Diese Schüler/innen erreichen nicht jenes Basisniveau an Kompetenzen, welches für eine vollumfängliche Partizipation in der Gesellschaft (z. B. beruflich, sozial) bzw. für einen nachhaltigen Prozess des lebenslangen Lernens benötigt wird. Diese Werte rangieren leicht unter dem OECD-Schnitt (Mathematik 31 %; Lesen 26 %; Naturwissenschaft 24 %).

Demgegenüber stehen acht Prozent (Lesen und Naturwissenschaft) bzw. zehn Prozent (Mathematik) an österreichischen Schülerinnen und Schülern, die bei PISA die schwierigsten Aufgaben lösen können – sie zählen damit zur leistungsstarken Gruppe und zeichnen sich durch ein hohes Detailverständnis aus, können komplexe Sachverhalte verknüpfen und/oder Schlussfolgerungen ziehen, die über das reine Lehrplanwissen hinausgehen. Die Anteile der leistungsstarken und leistungsschwachen Gruppen sind in allen drei Kompetenzbereichen seit der letzten Erhebung im Jahr 2018 annähernd gleichgeblieben.

Mathematikunterricht und digitale Technologien

Ein detaillierter Blick auf den Mathematikunterricht im Ländervergleich zeigt, dass die Schüler/innen in Österreich das disziplinäre Klima während des Unterrichts sehr positiv (höher als im OECD-Schnitt) bewerten. Hingegen wird die Qualität des Mathematikunterrichts sowie die Unterstützung seitens der Mathematiklehrpersonen signifikant niedriger eingeschätzt als von Schüler/innen im OECD-Schnitt. In Bezug auf die unterrichteten Inhalte berichten Österreichs Schüler/innen häufiger vom Einsatz klassischer schulmathematischer Aufgaben der formalen und angewandten Mathematik als Schüler/innen im OECD-Schnitt. Mit Aufgaben zu mathematischem Argumentieren und mathematischen Kompetenzen des 21. Jahrhunderts sehen sich Österreichs Schüler/innen etwa gleich häufig konfrontiert wie jene im OECD-Schnitt.

Auch wenn die Schüler/innen in Österreich die Verfügbarkeit und Qualität digitaler Technologien an den Schulen mehrheitlich positiv bewertet (zumindest 50 % beantworten die unterschiedlichen Aspekte positiv), fällt die Beurteilung im Vergleich zum OECD-Schnitt dennoch Großteils negativer aus. Auch ihre Einschätzung zur Selbstwirksamkeit in Hinblick auf die Lösung von Aufgaben, die den Einsatz digitaler Technologien erfordern, liegt unter dem OECD-Schnitt.

Chancen- und Geschlechtergerechtigkeit

Für den Bereich der Chancen- und Geschlechtergerechtigkeit liefert PISA traditionell vielfältige Informationen, wie sich die Schüler/innenkompetenzen hinsichtlich ihres Migrationshintergrunds, ihrer soziale Herkunft und/oder ihres Geschlechts unterscheiden. Ziel einer auf Chancengerechtigkeit fokussierten Bildungspolitik ist es, jeweils möglichst geringe Kompetenzunterschiede nach sozio-ökonomischen Faktoren – bei insgesamt hohem Leistungsniveau – zu erzielen.

Migrationshintergrund

Die Ergebnisse nach Migrationshintergrund zeigen in Österreich im OECD- und EU-Vergleich vergleichsweise große Leistungsunterschiede zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund: 15-/16-Jährige, deren Eltern beide im Ausland geboren wurden, haben wesentlich geringere Kompetenzen in Lesen (-65 Punkte), Mathematik (-58) und Naturwissenschaft (-78) als Gleichaltrige, bei denen zumindest ein Elternteil im Inland geboren wurde. Im OECD-Schnitt fallen die Disparitäten geringer aus: Lesen -30 Punkte, Mathematik -36 Punkte und Naturwissenschaft -38 Punkte. Hervorzuheben ist dabei, dass die Größe dieses Unterschieds in Österreich im Zeitverlauf (2015-2018-2022) eher stabil geblieben ist.

Sozialer Hintergrund

Auch die Kompetenzunterschiede zwischen Jugendlichen unterschiedlicher sozialer Herkunft fallen in Österreich – sowohl absolut als auch im Vergleich zu den OECD- bzw. EU-Ländern – hoch aus. In Mathematik liegen sozial privilegierte Jugendliche 109 Punkte vor sozial benachteiligten (OECD-Schnitt: -98 Punkte), in Lesen trennen die beiden Gruppen 115 Punkte (OECD-Schnitt: -97 Punkte) und in Naturwissenschaft 128 Punkte (OECD-Schnitt: -101 Punkte). In Österreich hat sich der Abstand zwischen diesen beiden Gruppen insbesondere in Lesen (+16 Punkte) und in Naturwissenschaft (+25 Punkte) im Vergleich zu PISA 2018 deutlich vergrößert. Dies ist vor allem auf einen Rückgang bei den Kompetenzen sozial benachteiligter Jugendlicher zurückzuführen. Eine mögliche Erklärung dafür könnte in einem unterschiedlichen Ausmaß schulischer Lernunterstützung während der COVID-19-Pandemie gefunden werden, da soziale Unterschiede in Bezug auf die wahrgenommene Lernunterstützung beobachtet werden, zu einem Zeitpunkt als wegen der Coronakrise kein Unterricht im Schulgebäude stattfand: Sozial privilegierte Schüler/innen berichten von einer signifikant höheren schulischen Lernunterstützung während der Coronapandemie als sozial benachteiligte Schüler/innen. Bei der familiären Lernunterstützung unterscheiden sich die beiden Gruppen jedoch nicht wesentlich.

Soziale Disparitäten können nicht nur in Bezug auf die Kompetenzen festgestellt werden, sondern auch in Bezug auf die Wahrnehmung der Unterrichtsgestaltung. Diese sind bei sozial benachteiligten Schülerinnen und Schülern beispielsweise durch ein schlechteres disziplinäres Klima und eine weniger breite Anwendung unterschiedlicher Mathematikaufgaben gekennzeichnet. Auch beim Einsatz digitaler Technologien zeigt sich eine soziale Kluft: So berichten Schüler/innen mit geringem Sozialstatus seltener vom Einsatz digitaler Technologien im Unterricht sowie von einer geringeren Selbstwirksamkeit in Bezug auf die Bewältigung von Aufgaben, die den Einsatz digitaler Technologien erfordern als Schüler/innen mit hohem Sozialstatus.

Geschlecht

Kompetenzunterschiede nach Geschlecht sind absolut gesehen wesentlich weniger stark ausgeprägt als jene nach sozialer Herkunft, doch auch hier liegt Österreich im Spitzenfeld: Im Vergleich der 41 OECD-/EU-Länder weist Österreich (+19 Punkte) gemeinsam mit Italien (+21 Punkte) den größten Geschlechterunterschied in der Mathematikkompetenz zugunsten von Burschen auf; Österreich zählt – wie bei früheren PISA-Erhebungen – zu jenen Ländern mit den größten Kompetenznachteilen der Mädchen. In Lesen zeigen in Österreich – wie in fast allen Ländern auch – Mädchen eine signifikant höhere Lesekompetenz als Burschen (+20 Punkte). In Naturwissenschaft weisen Burschen in Österreich höhere Kompetenzen auf (+11 Punkte), wobei im OECD-Schnitt kein signifikanter Geschlechterunterschied feststellbar ist.

Eine mögliche Erklärung, für die in Österreich relativ stark ausgeprägten Kompetenznachteile von Mädchen in Mathematik liefern Analysen zur Unterrichtszeit, die zeigen, dass Mädchen wesentlich weniger Mathematikunterricht erhalten als Burschen (durchschnittlich 46 Minuten weniger pro Woche). Dies dürfte mit Österreichs gegliedertem Schulsystem und den nach Schulform unterschiedlichen Lehrplänen zusammenhängen: So wird in höheren technischen Lehranstalten, einer stark von Burschen frequentierten Schulform, wesentlich mehr Mathematik unterrichtet als in anderen berufsbildenden höheren Schulen (wie z. B. höheren Lehranstalten für wirtschaftliche Berufe oder Bildungsanstalten für Elementarpädagogik), die vergleichsweise stärker von Mädchen frequentiert werden.

Geschlechterunterschiede zeigen sich allerdings nicht nur bei den Kompetenzen und in der Unterrichtszeit, sondern auch bei motivationalen Merkmalen. So weisen Mädchen eine geringere Selbstwirksamkeit in Mathematik auf, d. h. sie sind weniger überzeugt vorgegebene Mathematikaufgaben lösen zu können und berichten von mehr Angst vor Mathematik. Österreichs Geschlechterunterschiede fallen bei diesen Merkmalen jedoch ähnlich hoch wie im OECD-Schnitt aus.

Informationen zu PISA

E-Mail: pisa@iqs.gv.at

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